BA, 61 Jahre
Nach einem langen Arbeitstag in Palermo verlor ich mich im Straßengewirr eines alten Viertels und hörte auf einmal von irgendwoher Gitarrenklänge. Ich folgte Ihnen und fand mich in einer winzigen Gasse wieder, die sich am Ende zu einem kleinen Platz öffnete. Dieser lag direkt vor dem Laden eines Künstlers, der u.a. auch Ledergehäuse für Instrumente anfertigte. Davor saßen mehrere Leute und spielten Gitarre, eine junge Frau sang wunderschön und zauberte gleich-zeitig auch noch die schönsten Melodien aus ihrer Geige.
Mein Versuch, mich unauffällig anzuschleichen und zuzuhören endete nach kurzer Zeit mit der Einladung, mich dazuzusetzen.
Ich hatte noch einen Moment Zeit, um festzustellen, dass ein Mann seine Gitarre wirklich sehr gut beherrschte, ein Stück mit Melodie und Begleitung virtuos spielte, während die meisten der anderen Musikanten verschiedene einfache Begleitakkorde dazu spielten, die wiederum ein Dritter immer im richtigen Moment passend zum gespielten Stück benannte.
Dann wurde ich gefragt, ob ich nicht auch Gitarre spielen könnte und bevor ich richtig protestieren konnte, hatte ich auch schon eine in der Hand. Das gespielte Stück kannte ich nicht, aber mit den zugerufenen und vor allem abgeschauten Akkorden schlug ich mich tapfer durch.
Für meine mitteleuropäischen Hörgewohnheiten aber war der Rhythmus sehr ungewöhnlich. Ein 7/8 Takt war mir vorher noch nie begegnet. Aber trotz aller Unsicherheiten der zusammen-gewürfelten Begleittruppe, konnten die beiden Experten lange und variantenreich improvisieren und alle Anwesenden haben die spontane Aktion sichtlich genossen.
Mit der Zeit kam ich dahinter, dass es sich um ein afrikanisches Stück handelte, die junge Frau englisch sprach, aber arabisch sang, der Rest der Truppe aus verschiedenen Ländern dieser Welt stammte, aber durch das gemeinsame Musizieren entstand eine wunderbares Gemeinschaftsgefühl, wobei Sprachkenntnisse von niemand vermisst wurden.
So ist die Gitarre mein Objekt der Menschlichkeit, denn Musik verbindet Menschen auch ohne Sprache.